
Juni 2020
#kunsthilft - Hoffen-ich, Poetry-Slam
«Hoffen-ich»
Der junge Slam-Poet Lukas Wagner schafft es, mit seinen Worten immer wieder einfühlsamste, betroffen machende, und sich verstanden fühlende Texte zu kreieren. Diesmal hat der junge Künstler den Wert HOFFNUNG eingebettet in die herausfordernde Zeit von heute verbunden mit dem Ziel, nie die Hoffnung aufzugeben. Wir schicken Ihnen den Text zu:
Es fühlt sich seltsam normal an,
wenn dir der Boden wegbricht,
unter den Füßen der Angst,
der Verzweiflung, die aufkommt,
wenn der Gedanke durch’s Fenster kippt,
dass nicht genug ist, was du bist
und das dazwischen.
Es fühlt sich seltsam normal an,
wenn der Staat auf den Anschlag
der Zeit regiert & reagiert,
du aber im Gesetzestext nicht vorkommst,
wieder einmal. Verkommst.
Es fühlt sich seltsam normal an,
alleine zu sein, gefangen in deinen eigenen vier Wänden,
umarmt von deinen eigenen 2 Händen,
umgarnt von den eigenen Ideen,
die entstehen, wenn wir sehen,
dass der Weg, den wir gehen,
nicht darüber entscheidet,
was wir sind.
Es fühlt sich seltsam normal an,
mit dem Licht zu reisen,
zu wissen, dass die Bahn zwar die Geschwindigkeit beschleunigt,
aber der Mensch währenddessen trotzdem auf Stillstand pocht.
Es fühlt sich seltsam normal an
weiterzumachen und aufzugeben
und weiter aufzugeben,
die Gedanken, die Ideen,
den Verstand – nur nicht aufzugeben,
nur nichts auszugeben,
sondern rauszugehen
aus sich, aus mir, aus uns.
Es fühlt sich seltsam normal an,
denn am Ende ist das Licht der Schatten
und die Angst vor dem Spiegelbild,
das uns daran erinnert, was wir hätten sein können,
würden wir uns nicht darauf verlassen, wer wir sind.
Es scheint normal zu sein.
©Poetry-Slam Lukas Wagner, Texter, Sprecher, Veranstalter
in Zusammenarbeit mit der Kunsthilfe Salzburg, 2020
Foto Lukas Wagner: Andreas Hechenberger Fotografie